Nicht zu hören, aber trotzdem messbar. Tieffrequenter Schall von Markus Drexl

Nicht zu hören, aber trotzdem messbar. Tieffrequenter Schall tritt
heutzutage in verschiedensten Bereichen auf. Neurobiologen
konnten in einer aktuellen Studie zeigen, was tieffrequenter Schall
im menschlichen Innenohr auslöst.

Je tiefer ein Ton, desto schlechter können ihn Menschen hören. Dennoch
wird auch der sogenannte tieffrequente Schall unter 100 Hertz vom
menschlichen Innenohr wahrgenommen und löst dort kleinste
mechanische Reaktionen aus, wie LMU-Neurobiologen nun zeigen
konnten. Tieffrequenter Schall tritt in hochtechnisierten Gesellschaften in
vielen Bereichen auf. Zum Beispiel können Windturbinen, Klimaanlagen
oder Wärmepumpen diese Geräusche verursachen.
Die Wahrnehmungsschwelle ist individuell verschieden. „Die Annahme,
tiefe Töne würden vom Ohr nicht verarbeitet, weil sie nicht oder schwer
hörbar sind, ist falsch. Das Ohr reagiert sehr wohl auch auf sehr
tieffrequente Töne“, sagt Dr. Markus Drexl von der LMU. Gemeinsam mit
Kollegen um Professor Benedikt Grothe, Leiter der Abteilung Neurobiologie
der LMU, sowie vom Klinikum der Universität München, hat er in einem
Laborexperiment gemessen, wie sich tieffrequente Töne auf das Innenohr
auswirken.

Cochlea wird stimuliert

Die Wissenschaftler spielten 21 Teilnehmern, die über ein normales Gehör
verfügen, über Ohrstöpsel eineinhalb Minuten lang einen niederfrequenten
Ton von 30 Hertz vor. Die Lautstärke des vorgespielten Tons entsprach 80
Dezibel. Um die Effekte zu messen, nutzten die Forscher die sogenannten
spontanen otoakustischen Emissionen des Innenohrs (SOAEs). Das sind
sehr leise Töne, die das gesunde Innenohr laufend selbst produziert, auch
wenn es gerade kein Geräusch wahrnimmt. „Es hat Auswirkungen auf
die spontanen otoakustischen Emissionen, wenn das Ohr tieffrequentem
Schall ausgesetzt ist“, sagt Drexl.
Spielten die Wissenschaftler den Probanden den Ton von 30 Hertz vor,
dann reagierten die SOAEs mit langsamen, gleichförmigen Schwankungen
auf das Geräusch, die noch zwei Minuten lang anhielten, nachdem der Ton
schon wieder ausgeschaltet war. „Die Zeit, die das Innenohr braucht, um
sich von tieffrequenten Geräuschen zu erholen, ist länger als die Dauer,
die es dem Ton selbst ausgesetzt ist“, sagt Drexl. Ob das ein erstes
Anzeichen für eine potenzielle Schädigung des Innenohrs durch
tieffrequente Töne ist, sollen weitere Versuche zeigen.

Originalpublikation:

Low-frequency sound affects active micromechanics in the human inner
ear

Markus Drexl et al.; Royal Society, doi: 10.1098/rsos.140166; 2014
Ludwig-Maximilians-Universität München
(http://news.doccheck.com/de/61877/tieffrequenz-schallunerhoerte-
wirkung/ )

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Eine Antwort zu Nicht zu hören, aber trotzdem messbar. Tieffrequenter Schall von Markus Drexl

  1. Aber auch wenn die geltenden Bestimmungen zum Larmschutz eingehalten werden, konnen tieffrequente Gerausche von Warmepumpen – insbesondere nachts -, zu erheblichen Beeintrachtigungen fuhren – sogar wenn das menschliche Ohr den tieffrequenten Schall kaum wahrnehmen kann. Tieffrequenter Larm verursache bei Menschen physiologische Reaktionen, die messbar seien, erklart Psychoakustiker Geniut.

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